Peter Frenkel (Jg. 1939) ist international bekannt als Sportler und Fotograf. Er nahm an mehreren Olympischen Spielen und Europameisterschaften teil. Zu seinen größten Erfolgen zählt der Olympiasieg von 1972 in München. In den Jahren 1970 und 1972 stellte er zwei Weltrekorde auf. Peter Frenkel lebt heute in Bornstedt und engagiert sich vielseitig ehrenamtlich.

Das Interview wurde am 10. April 2022 im Stadtteilladen Bornstedt aufgezeichnet.

Schön, dass Sie da sind und sich Zeit genommen haben. Die erste Frage, die wir in den Bornstedter Gesprächen immer stellen: Wie sind Sie überhaupt nach Bornstedt gekommen?
Das war vor 7 Jahren. Da hat mein Sohn eine Wohnung hier bekommen und versucht, auch für uns, für seine Eltern, noch eine Wohnung zu besorgen und das hat auch geklappt. Inzwischen lebt er zwar woanders, aber wir fühlen uns in der Wohnung nach wie vor sehr wohl.
Wir wohnen im Dachgeschoss, wir können auf die Russische Kolonie gucken und nach Potsdam hinein. Jeden Morgen können wir den Sonnenaufgang genießen. Von dort aus starte ich meine Unternehmungen. Ich habe jeden Tag was zu tun, ruhig sitzen kann ich nicht.

Wo haben Sie davor gewohnt?
Wir haben vorher am Neuen Garten gewohnt; noch sehr viel früher waren wir Babelsberger. Wir hatten ein Haus gebaut in den 70er Jahren in Babelsberg, das ist uns über den Kopf gewachsen und wir haben uns entschlossen, das Haus zu verkaufen und nach Potsdam zu ziehen.

Da kam Ihr Sohn dann auf die Idee mit einer Wohnung in Bornstedt und hat Ihnen dann Bornstedt vorgestellt und Ihnen war es gleich sympathisch?
So ist es. Also, ich bin ja Potsdamer seit 1957. Und ich kenne hier jeden Weg und ich kenne das Gelände hier schon, da waren noch die Russen drauf. Ich habe da auch damals schon Fotos gemacht. Ich hab das alles hautnah miterlebt, wie zum Beispiel die Fachhochschule hier entstand.

Dort haben Sie selber studiert, was haben Sie studiert?
Dekorative Malerei und anschließend habe ich noch in Leipzig Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst studiert. Und als Fotograf arbeite ich auch schon mein Leben lang. Seit ich mit dem Sport aufgehört habe, war ich künstlerisch tätig. Und die Fotografie ist für mich Beruf und Berufung zugleich.

Peter Frenkel hat Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst studiert und ist bis heute künstlerisch tätig. Ein Beispiel aus seinen Fotoprojekten.

Wann haben Sie Ihre Sportkarriere beendet?
Nach den Olympischen Spielen 1976 in Montreal.

Haben Sie davor schon an anderen Olympischen Spielen teilgenommen?
Ja. 1964 habe ich schon an der Olympiaentscheidung für Tokio teilgenommen. Die gab es damals noch zur Bildung einer gesamtdeutschen Mannschaft. Ich habe die Teilnahme knapp verpasst. Aber 4 Jahre später war ich in Mexiko dabei und dann in München 1972 war der Höhepunkt meiner sportlichen Karriere mit dem Olympiasieg und 1976 hätte es fast nochmal geklappt, da bin ich Dritter geworden.

Können Sie sich noch erinnern: Der erste Einzug in so eine großer Arena, die voll besetzt ist mit Zuschauern?
Ja klar, da kann ich mich noch sehr genau daran erinnern, auch an den Wettkampf 1972. Ich hatte ja 4 Jahre zuvor in Mexiko etwas anderes vor. Ich war in super Verfassung und habe 14 Tage vor dem olympischen Wettkampf gegen den späteren Sieger in einem Wettkampf über 10 Kilometer klar gewonnen. Und da sind die Funktionäre auf die Idee gekommen: Mensch, wenn du so gut bist, dann müsst ihr noch hoch nach Toluca. Das liegt noch höher. Also damals spielte das Höhentraining schon eine Rolle. Ich habe gesagt: „Das will ich nicht, ich bin in der besten Verfassung, die man sich vorstellen kann. Bildlich gesehen, bin ich auf dem Gipfel angekommen, dann geht es auf die andere Seite nur noch runter.“ Sie sagten: „Du hältst die Klappe, pack deinen Koffer. Du stehst in 2 Stunden hier unten. Wenn nicht, fliegst Du nach Hause.“ Das war die Alternative damals. Und oben in Toluca spürte ich, wie ich von Tag zu Tag schlechter wurde. Ich bin dann im olympischen Wettkampf richtig im Schatten meiner selbst gewesen, bin Zehnter geworden. Was in vielen Ländern immer noch eine super Leistung ist, aber in der DDR nicht. Wer da nicht unter die ersten Sechs kommt und Nationenpunkte holt, der wurde von der Mannschaft ferngehalten.

Ist Ihnen das dann so ergangen?
Ja. Ich musste wieder hoch nach Toluca, damit ich keinen schlechten Einfluss auf die übrigen Sportler ausüben kann. Das hatte ich nie im Sinn, aber so war das damals.

Haben sie heute Kontakt zu ehemaligen Teilnehmerinnen von damals?
Ja, das habe ich. Ich habe mich engagiert und schon vor der Wende einen Olympia-Club gegründet, um auch unsere Interessen besser artikulieren zu können. Das ist natürlich nicht gut angekommen. Aber zur Wendezeit habe ich die Gelegenheit genutzt und viele ehemalige Leistungssportler der DDR in der Deutschen Olympischen Gesellschaft zusammengeführt, um die Integration zu unterstützen. … das ist aber jetzt ein Zeitsprung gewesen. Also, ja, ich kann mich an meine olympischen Wettkämpfe noch sehr gut erinnern.

Jetzt ist im Nachgang, in der Rückschau auf diese Zeit, ist das Thema Doping/Zwangsdoping immer mal wieder aufgetaucht. Waren sie damit konfrontiert?
Nee, das spielte zu meiner Zeit keine Rolle.

… das kam erst später auf.
Das kam erst später auf. In meiner Disziplin (Gehen, Anm. der Red.), die war sowieso das fünfte Rad am Wagen, hat das schon gar keine Rolle gespielt. Später natürlich. Gerade vorige Woche ist erst eine russische Geherin des Dopings überführt worden. Also je höher der Leistungsdruck ist, umso größer ist die Versuchung auch für Athleten und vor allen Dingen für die Länder und für alle, die daran beteiligt sind, bessere Ergebnisse zu erzielen, auch mithilfe von unerlaubten Mitteln.

Sie sagten, Sie hätten München miterlebt.
Ja. Mexiko hat mich sehr zum Nachdenken gebracht und die Jahre zwischen Mexiko und München, die habe ich so bewusst erlebt und habe mein Training noch verstärkt und autogene Trainingsmethoden genutzt. Ich hab mich also sehr intensiv darauf vorbereitet.
Nach Mexiko wussten wir, was wir falsch gemacht haben. Vor München wussten wir, was wir richtig machen. Das Höhentraining, das ja eigentlich im Leistungssport im Ausdauerbereich eine riesige Rolle spielt, das wurde vervollkommnet. Auf einen Nenner gebracht ist es so, dass man bei man beim Training in großer Höhe vermehrt rote Blutkörperchen bildet, die wichtig sind für die Sauerstoffaufnahme. Wenn man dann ins Flachland zurückkommt, hat man ein erhöhtes Sauerstoffangebot. Das hab ich perfektioniert. Wir nutzten alsTrainingsmittel eine Unterdruckkammer. Damals habe in Königsbrück , wo auch Siegmund Jähn zum Beispiel ausgebildet wurde, in der Unterdruckkammer trainiert.
Da haben wir gemerkt, dass wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Also du kannst ja in in großer Höhe kein großes Tempotraining absolvieren. Aber wenn wir jetzt in der Unterdruckkammer trainiert haben, konnten wir am Nachmittag unter Normalbedingungen Tempotraining machen. Die Leistung setzt sich zusammen aus Umfang und Tempotraining.
Wie gesagt, in Königsbrück ist das gewesen, die Vorbereitung auf Olympia in München, die war in Kienbaum. Das ist ein sehr schönes Trainingscamp, da gibt es tolle Trainingsstrecken und Hallen für die meisten Sportarten. Die Kanuten konnten auf dem See trainieren. Für uns Leichtathleten waren durch den Wald Asphaltstrecken gelegt worden, die ausgemessen waren und so weiter und so fort.
Ich bin nicht mit der Mannschaft nach München geflogen, sondern habe bis einen Tag vor meinem Wettkampf in Kienbaum trainiert, weil ich mich voll auf den Wettkampf konzentrieren wollte und auch alles andere ausgeblendet hatte. Am Abend vor dem Wettkampf bin ich in Friedrichstraße in den Zug gestiegen und am frühen Morgen in München angekommen. Ich habe mein Zimmer bezogen, dann einen kleinen Rundgang durchs Dorf gemacht, bin zum Masseur gegangen, dann war Mittagessen danach habe ich ein Stündchen geschlafen. Und bin dann ins Olympiastadion gefahren, habe mich ganz intensiv warmgemacht, habe mindestens 15 Kilometer vor meinem Wettkampf absolviert, damit die „Maschine“ läuft sozusagen.
Nach dem Startschuss habe ich mich, weil ich schon viele Erfahrungen hatte, erst sehr zurückgehalten und habe gewartet, bis die Post abgeht. Das ist in der Regel bei 12-13 Kilometern und da hab ich schon sehen können, wie meine größten Gegner reagieren, wie sie drauf waren und so weiter, das habe ich alles registriert.
Als die Post abging, war ich dabei. Der Engländer Nihill, zwei Russen und Hans Reimann aus meiner Mannschaft. Er ist mein jahrelanger Freund, mit dem ich auch heute noch gemeinsam in dem Urlaub fahre. Und als beim etwa 18. Kilometer Wolodymyr Holubnytschyj, der bei fünf Olympischen Spielen dabei war und zweimal gewonnen hat, die Entscheidung herbeiführen wollte, habe ich gegengehalten. Und das in einem Augenblick, wo es mir selber schon bis zum Eichstrich ging.

Peter Frenkel beim olympischen Zieleinlauf in München1972.

Da hat mir das autogene Training geholfen, das ich bis zur Perfektion beherrschte. Ich war in der Lage ,nach dem Training meine Laktatwerte ganz schnell runterzufahren, meine Hände und Füße zu kontrollieren, sie heiß zu machen. Prof. Horst Philipp von der Potsdamer Uni hat mir dabei sehr geholfen. Als ich dagegen gehalten habe, da war Holubnitschyi doch überrascht. Im Nu hatte ich 10 Meter, 20 Meter, 30 Meter, 50 Meter Vorsprung und da hab ich schon das Stadion gesehen. Ich kann mich erinnern, dass neben mir die Italiener rannten und riefen: „Frenkel, avanti, avanti!“ Die Zuschauer standen so dicht an der Strecke wie bei der Tour de France. Dann ging es rein in den Tunnel, da hast du gar nichts mehr gesehen ,nur ganz unten den Ausgang und die Kunststoffbahn und stolz wie Oskar bin ich die letzten hundert Meter bis zum Ziel gegangen und habe mich umgedreht.
Da kam Wolodymyr Holubnytschyj mit erhobenen Händen auf mich zu und sagte : „Molodjez“ – das heißt soviel wie: Prachtkerl. Er hat mir gratuliert und dann kam schon Hans Reimann, als Dritter. Gerhard Sperling aus Berlin, das war der dritte Starter, wurde Vierter und das war natürlich ein absolutes Highlight, gleich am Anfang der Spiele waren wir dran, am 31. August.

Das heißt noch vor dem Attentat?
Ja, ein paar Tage später war das Attentat und wir wurden früh von Lärm geweckt. Wir sind auf die Terrasse gestürzt und haben gesehen wie die Terroristen das Haus der Israelis enterten. Wir wohnten in in der Connollystraße, einem großen Hochhaus. Das war ein tolles Olympisches Dorf in München gewesen. Schräg unter uns waren flachere Gebäude, wo die Israelis wohnten. Da hab ich auch Fotos gemacht, aber wir wurden sofort zurückgepfiffen, Sicherheitskräfte versuchten, uns schnellstens zu evakuieren. Wir wurden runter geführt, nachdem wir schnell paar Sachen zusammen gesucht hatten, in die Tiefgarage. Von dort brachten uns Busse in Ausweichquartiere in der Nähe von Neuschwanstein. Da haben wir erst im Fernsehen mitbekommen, was da noch passiert ist. Seit langem bin ich mit einem der Überlebenden, Professor Ladany aus Israel befreundet . Ich hatte ihn nach Potsdam eingeladen vor 10 Jahren zum 40. Olympia-Jubiläum.
Regelmäßig tauschen wir uns aus.
40 Jahre nach dem Attentat war ich eingeladen in München. Mit den Familien der Opfer und den Überlebenden der israelischen Olympiamannschaft sind wir nach Fürstenfeldbruck gefahren, wo eine Gedenkveranstaltung anlässlich dieses Attentats stattfand. Also das ist schon eine Erinnerung, die geht mir nicht aus dem Kopf, ich habe das noch heute in meinem Gedächtnis.

Da haben Sie vielfältige, sehr bewegte Erfahrungen gemacht. Jetzt, so ein paar Jahrzehnte später, hatten wir Olympische Winterspiele, die auch in einer besonderen Situation stattfanden. Wie haben Sie das wahrgenommen?
Die Olympischen Spiele sind nicht mehr die Spiele, die ich in Erinnerung habe. Der Einfluss der Politik und der Gesellschaft auf die Spiele hat enorm zugenommen. Das Geld spielt eine große Rolle, genau wie die Probleme mit dem Doping. Das bringt den Sport in Misskredit. Das finde ich nicht gut.
Natürlich habe ich die Winterspiele verfolgt. Aber zum Beispiel der Ausschluss der Öffentlichkeit, das ist nicht mehr Olympia. Olympia soll ein Fest für alle sein und die Menschheit soll daran Anteil nehmen.
Der Sport hat einen gewaltigen Knacks bekommen, und er wird nie mehr so sein, wie wir ihn kennen. Die Gesellschaft wird niemals so sein, wie wir sie kennen und was jetzt noch gerade gegenwärtig passiert in der Welt, das ist ja kaum zu verstehen, schon gar nicht für uns Ältere, die an unsere Kinder denken und an alle, die mal die Gesellschaft weiterführen sollen. Erstaunlicherweise wird die Menschheit nicht schlauer.

Sie haben vorhin beschrieben, eine Szene, dass der Zweite nach Ihnen nach einhundert Metern direkt auf Sie zukam und Sie in den Arm genommen hat. Das ist so eine Verbundenheit und ein Respekt unter Sportlern. Jetzt hat man heute eine Situation, wo Sportlern regelmäßig Statements auch zur Politik abverlangt werden, wo Sportler sanktioniert werden, wenn sie sich nicht eindeutig verhalten. Steht das damit im Zusammenhang, wenn Sie sagen, dass die Olympischen Spiele nicht mehr dieselben wie damals sind. Hat dieser Sportgeist ohnehin schon gelitten oder passiert es genau jetzt durch die weltpolitische Lage?
Aber gewaltig. Das betrifft ja nicht nur uns, das hat eigentlich unsere ganze Haltung zum Sport damals geprägt. Wir haben mit den Russen sehr oft zusammen trainiert, am Sewan-See, in den Höhentrainingslagern in Armenien und wir haben uns geachtet und aus dieser Haltung heraus ist unser Verhalten zu erklären. Holubnytschyj stammt übrigens aus der Ukraine und ist im vorigen Jahr gestorben. Er wurde 85. Ich habe bis zuletzt mit ihm Kontakt gehabt.
Das ist eigentlich das, was ich vorhin gesagt habe zu unserer Zeit. Wir haben ein anderes Verständnis vom Sport gehabt und ich kann verstehen, dass sich das alles weiterentwickelt , aber nicht, dass es in eine Richtung geht, die dem Sport nicht guttut. Ich habe wie gesagt, eigentlich mit dem Sport abgeschlossen, mich beschäftigen jetzt andere Dinge. Aber es bereitet mir Kopfzerbrechen.
Ich beschäftige mich gerade mit dem, was ich alles in meinem Leben erreicht habe, und das fasse ich zusammen in Bildern und in Berichten und schreibe das auf. Viel mehr Sorgen bereitet es mir, was mit unseren jungen Leuten, mit meinem Sohn passiert, was mit seinen Kindern. Da spielt der Sport eigentlich eine nebensächliche Rolle.
Ich habe auch gar nicht mehr so viel so viel Zeit in meinem Leben. Und mir geht ja auch vieles verloren im Gedächtnis. Ich bin in diesem Jahr 83 , das ist schon eine ziemlich lange Zeit, die ich auf der Welt bin und da habe ich eine Menge erlebt und wenn du dich mit allem, was so passiert ist, beschäftigst, wirst du rammdösig.

Sie haben vorhin erwähnt,das was wahrscheinlich jeder Sportler kennt, die mentale Leistung, die dazu gehört. Sie haben Höhepunkte erlebt und auch Niederlagen und gerade auch so historisch besonders herausragende Momente wie München – wie ist das später eingeflossen in ihre Fotografie? Wo hat das Spuren hinterlassen?
Eigentlich nur in der Feststellung, dass du vieles im Leben erreichen kannst, wenn du dich mit Haut und Haaren der Sache verschreibst.
Als ich in Thüringen zur Schule gegangen bin, wurden damals in den 50er Jahren gerade die Kinder- und Jugendsportschulen gegründet und ich habe für mein Leben gerne Sport getrieben. Ich kann mich an einen Lehrer erinnern, für den bin ich durchs Feuer gegangen. Der kam als neuer Lehrer an unsere Schule und sprang 6 Meter weit, machte die Riesenwelle am Reck und hat uns junge Kinder so beeindruckt, dass wir mit dem viel unternommen haben. Außerdem war er einer der ersten, der mir ein Telegramm nach München geschickt hat.
Auf der Sportschule, auf die ich dann gegangen bin in Nordhausen im Harz, da hat mir mein Mentor und väterlicher Freund nachdem mir das Talent im Ausdauerbereich bescheinigt wurde, gesagt: „Wenn du das machen willst, dann mach es richtig oder lass es sein.“ An diese Maxime habe ich mich mein Leben lang gehalten und das hat mich dann natürlich auch in die Lage versetzt, Dinge richtig einzuordnen. Ich bin dann im Vorfeld der Olympischen Spiele München in Erfurt Weltrekord gegangen auf der Bahn. Das ist natürlich ein Unterschied zu Straßenwettkämpfen, da sind die Bedingungen unterschiedlich. Aber auf der Bahn bin ich bei den DDR-Meisterschaften den Weltrekord gegangen, mit Hans Reimann übrigens zusammen. Wir sind damals zeitgleich Weltrekord gegangen. Das war ein Novum, da wollten wir uns die Hauptkampfrichter disqualifizieren, wegen Nichtwahrnehmung der Wettkampfchancen. Und da hat Ewald, der DDR-Sportführer, eingegriffen: „Ihr seid doch nicht ganz dicht, die beiden stellen kurz vor den Spielen in München den Weltrekord auf, da wird die Welt doch aufmerksam, was hier abläuft. Ihr könnt sie nicht disqualifizieren. Im Übrigen haben die sich beide so fantastisch in diesem Wettkampf abgelöst, dass ich durchaus verstehen kann, wenn sie zusammen durchs Ziel gegangen sind.“

Das ist wörtlich zu nehmen, Sie sind zeitgleich über die Ziellinie gegangen?
Ja, es gibt sogar ein Foto davon, das habe ich auch zu Hause.
Ich weiß nicht, was Hans Reimann damals gedacht hat. Ich habe bei diesem Wettkampf gemerkt, dass ich noch Reserven hatte. Das habe ich natürlich niemandem gesagt , die habe ich mir aufgehoben für München. Aber auf der Tribüne saß mein Mentor von der Sportschule Nordhausen, dem sind die Tränen runter gelaufen. Er war nicht in der Lage, was Zusammenhängendes zu sagen, er hat mich nur umarmt und dann gesagt: „Das ist der schönste Tag in meinem Leben, dass du als einer von vielen auf der Sportschule mir dieses Erlebnis schenkst. Ich habe noch nie einen Weltrekord erlebt.“ Und das ist doch was Tolles gewesen.
Ja, aber München ist vorbei. Ich wollte eigentlich aufhören danach, mehr als den Olympiasieg kann man nicht erreichen. Ich wurde aber gebraucht, weil die Nachfolger noch nicht so gut waren.. Da haben sie mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, wenigstens bis zu den Europameisterschaften, vielleicht auch bis zu den nächsten Olympischen Spielen weiterzumachen.
Die 4 Jahre waren die schönsten meines ganzen sportlichen Lebens, die waren so toll, die habe ich bewusst erlebt, habe bewusst trainieren und habe in den 4 Jahren natürlich auch die Weltspitze mit diktiert. Ich habe viele Wettkämpfe gewonnen, auch viele Niederlagen erlitten. Das ist nun mal so, weil es andere gab, die auch so gut waren.
Und hatte mich eigentlich so gut vorbereitet für Montreal, dass ich den Olympiasieg eigentlich wiederholen wollte. Ich war mental und körperlich so gut drauf, dass das hätte passieren können. Aber in den Jahren zwischen Jahren zwischen München und Montreal tauchten die Mexikaner auf.
Die Mexikaner, die nach ihren Olympischen Spielen auch viele Schlussfolgerungen gezogen hatten und einen großen Schachzug gemacht hatten, sie hatten einen Europäer, einen Polen, als Trainer verpflichtet. Der die Jungs, die alle aus ärmeren Schichten stammten, so heiß gemacht hat und ihnen gesagt hat: wir können so viel erreichen, wenn ihr so trainiert wie Frenkel oder Reimann. Der war so klug und hat sich unsere Trainingsmethoden angeeignet und die noch vervollkommnet. Die lebten also schon in 2000 Meter Höhe, die waren also uns gegenüber bevorteilt. Mit ihrem Trainer sind sie in 4000 Meter Höhe gegangen. In 4000 Meter Höhe! Wo ein normaler Mensch Probleme kriegt, sich überhaupt fortzubewegen. Da haben sie in Zelten übernachtet, wochenlang und haben dort oben trainiert.
Das habe ich aber erst hinterher mitbekommen, also, ich hab mir schon denken können, dass die im Höhentraining sind . Als wir nach Montreal kamen, wir waren auch 14 Tage vorher da. Doch die Mexikaner kamen und kamen nicht, drei Tage vor dem Wettkampf waren sie noch nicht da und zwei Tage vorher hieß es plötzlich: „Die Mexikaner sind da.“ Da habe ich zu Hans Reimann gesagt: Da gehe ich jetzt runter und guck mal und mach mich mit denen bekannt. „Ach“, hat Hans Reimann gesagt, „die sehen wir ja morgen beim Wettkampf.“ Ich bin runtergegangen, der Trainer hat schon gesagt: „Da kommt Frenkel.“ Sie haben mir höflich guten Tag gesagt. Und ich habe mich bisschen eingereiht, als die ein wenig trainierten, also wie man das vorm Wettkampf macht und dann bin ich mitgegangen. Und da wollten sie mich natürlich beeindrucken. Sie sind enormes Tempo gegangen, 1000 Meter unter 4 Minuten. Da ist mir Hören und Sehen vergangen, natürlich habe ich gemerkt, dass die mich testen wollten.
Ich bin hoch und habe zu Hans Reimann gesagt, wenn einer von uns unter die ersten 10 kommt, dann vollbringt er eigentlich eine Heldentat. Stadtmüller, der war der dritte Starter von uns, der meinte: „Die biegen wir um, die sehen kein Land morgen.“ Aber ich konnte die Nacht nicht schlafen, ich hätte am liebsten meine Koffer gepackt und wäre nach Hause geflogen. So hat mich das beeindruckt.
Ich habe mir dann eine Strategie überlegt: Du musst sie mit ihren eigenen Waffen schlagen. Wenn sie ein hohes Tempo gehen, musst du mitgehen und und so habe ich mich vorbereitet und so ist es auch gekommen. Startschuss war im Stadion, die ersten 1000 Meter im Stadion. Da stand dann an der großen Anzeigetafel 4 Minuten und das fiel mir eigentlich relativ leicht. 4 Minuten, dachte ich und du fühlst dich so gut und dann bin ich aus dem Stadion raus, eine große Rampe hoch in den Botanischen Garten, wo die Wettkampfstrecke lag ,dann ging es wieder zurück ins Stadion. Rechts neben mir ein Mexikaner, links neben mir einen Mexikaner. Ich habe mich umgedreht und sah 50 Meter hinter uns den Rest des Feldes. Ich habe Hans Reimann ein Zeichen gegeben und mit Mühe und Not hat er den Anschluss geschafft und hat lange gebraucht, um sich überhaupt zurechtzufinden, weil das Tempo ununterbrochen hoch war. Ich habe mich so gut gefühlt, dass ich den Wettkampf diktiert habe und dann unterwegs mal zu zu ihm gesagt habe: „Hans, wir müssen die jetzt auseinander fahren, die Mexikaner.“ in dieser Situation war das überhaupt nicht möglich für ihn, da habe ich schon gemerkt, also, der hattr Mühe, das Hinterrad zu halten und das hat Bautista, der Mexikaner natürlich sofort registriert. Das war die Entscheidung! Er wurde Olympiasieger, Hans Reimann ist noch an mir vorbei gegangen. Bautista, Reimann und Frenkel. So kamen wir ins Stadion.
Das hat mich sehr befriedigt, innerlich. Es war eine super Leistung, die beste, die ich überhaupt in meinem Leben im Sport erreicht habe, trotz des dritten Platzes. Das war aber eine Sekundenentscheidung, das hing am seidenen Faden und ich war hoch zufrieden und so bin ich auch von Olympia geschieden.

Über 50 Jahren befreundet. Peter Frenkel und Hans Reimann treffen sich am Ort des gemeinsamen Erfolgs: München 2022.

Welche Rolle spielt das Thema Sport heute noch in ihren Fotografien?
Ich habe natürlich durch den Sport Kenntnis von vielen Bewegungsabläufen. Ich habe auch als Sportfotograf gearbeitet und wusste natürlich, wie das abläuft und ich wusste genau, ich musste warten, bis die Entscheidung reift. Ich habe mich aber mehr mit den Verlierern befasst. Weil ich im Sport viele solche Erlebnisse hatte, haben mich diese Niederlagen auch nicht kalt gelassen. Da hab ich viel gemacht, aber das hat natürlich keine Zeitung interessiert und die Öffentlichkeit auch nicht.
Ein Verlierer spielt in unserer Gesellschaft kaum eine Rolle. Aber was dafür Schicksale dahinter stehen, was das mit den Leuten macht, das hat mich interessiert. Vor allem im Rudern. Ich habe viele Jahre als Ruder-Fotograf gearbeitet, bei großen Regatten in der Welt. Ich habe eigentlich alle Weltklasseleute kennengelernt und auch in Trainingslagern gearbeitet. Ich hab ein umfangreiches Archiv von Rudersport-Fotografien.
Bei der Leichtathletik hab ich mich selten sehen lassen, da lag kein Interesse vor. Beim Rudern habe ich mir große Anerkennung erarbeitet. Das ist auch heute noch der Fall. Ich werde zu großen Ereignissen eingeladen und bin noch Mitglied des Ruderclubs am Wannsee. Rudern ist eine Sportart, die hat mich besonders fasziniert hat. Siegen und Verlieren sind so eng beieinander. Wenn du aufhörst zu rudern, dann bleibst du stehen. Beim Laufen kannst du dich immer noch mal durchschleichen, aber im Ruderboot geht das nicht. Das ist es, was es für mich auf den Punkt bringt: Sieg und Niederlage im Sport.
Ich habe auch eine große Sammlung von Fotografien, von allem was mit Olympia zu tun hat, denn Olympia ist überall. Ich bin zum Beispiel in den russischen Kasernen gewesen in der Nähe von Jüterbog. Da haben sich die Russen damals auch auf die Olympischen Spiele vorbereitet. Dort habe ich eine Fassade fotografiert, an der die Olympischen Ringe in der Farbe, aber nicht in der richtigen Reihenfolge gewesen oder kaputt gegangen sind. Es sah aus wie nach dem Krieg. Ich habe mich drunter gestellt und ein Selbstbildnis gemacht und drunter geschrieben: Wohin gehst Du, Olympia. Also, auch mal hinter die Fassade zu gucken, das interessiert mich.
Ebenfalls ist es ein Thema für mich, sich im Sport um die zu kümmern, die mal große Leistungen vollbracht haben. Zum Beispiel in Potsdam im Freundeskreis, da kümmern wir uns um Ehemalige: Hans Grodotzki, ein Weltklasseläufer, der 1960 in Rom Silber bei 5000 und 10.000 Metern geholt hat, er lebt allein in der Waldstadt und ist jetzt 86. Und damit er nicht die Balance verliert im Leben, treffen wir uns und kümmern uns um ihn. Er oder auch Siegfried Valentin werden von der heutigen Generation gar nicht mehr gekannt. Ich bin über 80, ich kenne sie alle noch.Valentin war der erste Potsdamer, der mit einer Wahnsinnszeit einen Weltrekord aufgestellt hat, damals im Luftschiffhafen beim 1000-Meter-Lauf.
Bei Olympia ist er gescheitert, weil er zu viel wollte. Das war so einer, dem fehlte es so ein bisschen, im Kopf das was er trainiert hatte zu verarbeiten und im Wettkampf auch zu zeigen. Das gibt es im Sport häufig, dass man Trainingsweltmeister hat, die im eigenen Wettkampf dann unter ferner einlaufen. Das ist ein Phänomen. Es hat einfach was damit zu tun, das vieles im Kopf abläuft. Und heute mehr denn je.
Und Siegfried Valentin, er wurde völlig vergessen. Als seine Frau gestorben ist, ist er in ein tiefes Loch gefallen und da haben wir dafür gesorgt, dass er in ein betreutes Wohnen kommt. Und den haben wir immerzu fotografiert und besucht.
Ich habe da viele Fotos, aber eins ist mir in Erinnerung, da sitzt er auf seinem Bett und hat das Gesicht in den Händen vergraben und über ihm ist das Foto. wie er Weltrekord gelaufen ist. An der Wand, das große Bild des strahlenden Siegers Siegfried Valentin, das ist für mich so ein Symbolbild. Er ist vor einem halben Jahr verstorben.
Da waren wenig Potsdamer, die ihm die letzte Ehre erwiesen haben. Der Sportbund hat keine direkte Verpflichtung, sich um die zu kümmern, die mal große Leistung gebracht haben und sie nicht zu vergessen. Er hat aber eine moralische Pflicht, sich daran zu erinnern. Da muss doch wenigstens ein Blumenstrauß am Grab liegen oder eine Karte an die Hinterbliebenen kommen. Das passiert alles nicht. Und dann fragen die Leute sich, warum der Sport in der Gesellschaft an Anerkennung verliert. Na, weil das so nicht funktioniert!
Es gibt mehrere solcher Schicksale und das passiert in anderen Lebensbereichen natürlich genauso, aber weil Sie mich jetzt fragen, wie es im Sport war und was es für meine Fotografie gebracht hat. Das hat mehr gebracht als nur meine Fotografie, es hat mich zum Nachdenken gebracht.

Herr Frenkel, Sie haben die Welt bereist, kann man so kurzfassen, und sind jetzt in Bornstedt. Was sagen Sie jemanden, der überlegt, ob er nach Potsdam kommen und nach Bornstedt ziehen sollte. Wie vermitteln Sie dem, dass es sich lohnt sich nach Bornstedt zu kommen – was lohnt sich in Bornstedt?
Ich finde es gut, was hier entstanden ist an Wohnqualität. Wo es aber hapert, sehe ich auch. Es hapert hier zum Beispiel an kleinen Gaststätten und an Cafés und ähnlichem. Das hier ist eine Wohnsiedlung, der noch der Atem eingehaucht werden muss.
Was ihr hier macht (in der Stadtteilarbeit, Anm. d. Red.), das ist ja ein Teil davon, das soll ja eigentlich dazu führen, dass man sich hier besser wohlfühlt. Aber ich finde Bornstedt als Teil von Potsdam so gut, dass ich mich hier sauwohl fühle und Potsdam so lieb gewonnen habe, dass ich mich ständig in dieser Natur und dieser Landschaft hier bewege.
Wir haben mit dem Volkspark hier in Bornstedt ein Juwel, was natürlich stark eingeschränkt worden ist durch Bebauung, aber ich bin jede Woche zwei bis dreimal im Park. Weil Sie mich vorhin nach Fotografieren gefragt haben, ich habe auch ein riesiges Archiv, was den Volkspark betrifft. Ich habe Bilder, da stehen noch Panzer hier auf dem Gelände, wo auch Schießübungen durchgeführt wurden. Daran kann ich mich noch erinnern und habe das dann später immer wieder fotografiert und denke mir, dass der Volkspark gut angenommen wird von der Öffentlichkeit.

Gibt es noch einen Ort, wo Sie sagen, das sollte jeder Potsdamer Mal gesehen haben in Bornstedt?
Da muss ich nachdenken, also ich habe meine eigenen Vorstellungen und Wünsche davon, aber das ist ein Entwicklungsprozess hier. Das ist ein neuer Stadtteil und der muss Zeit haben, um zu wachsen und attraktiver zu werden. Die Architektur, die Wohnungen, die hier entstanden sind, die gefallen mir schon gut und die Fachhochschule nebenan, die ist mittlerweile zu einem ansehnlichen Gebäude geworden finde ich.
Also im Moment beschränke ich das darauf, dass mir persönlich so das kleine Café fehlt. Ich gehe aber mit meiner Frau oft spazieren und wir kennen eigentlich jeden Weg bis hinter die Lenne’sche Feldflur.

Ich frag nochmal aus der anderen Richtung gibt es etwas, was Sie so richtig ankotzt in Bornstedt? Wenn Sie hier eine Woche lang was zu sagen hätten, was würden Sie verändern?
Mir fällt auf Anhieb nichts ein, höchstens, dass es die Architektur nicht gibt, die ich mir vorstelle, zum Beispiel, dass kein Experimentalbau hier zu sehen ist, außer das eine Holzhaus, was etwas weiter steht.
Mir gefällt zum Beispiel die Ecke hier vorne (Annemarie-Wolff-Platz, Anm. d. Red.) schon gar nicht. Das ist so ein nullachtfünfzehn Bau. An dieser exponierten Kreuzung hätte ich mir eine Architektur vorgestellt, zu der man WOW sagt. Es hat natürlich mit Geld zu tun, aber es gibt auch Architekten, die würden das finanziell in den Griff kriegen. Aber ich kann nicht behaupten, dass mir hier etwas gar nicht gefällt. Es ist schon toll gemacht.
Ich habe voriges Jahr eine Reise gemacht nach Holland. Dort sind ja ähnliche Voraussetzungen, was die Stadtgestaltung betrifft, wie hier. Da haben die Architekten andere Einfälle gehabt. Was die Holländer in der Architektur zustande bringen, auch unter finanziellen Engpässen, das ist vorbildlich.

Können Sie sich noch erinnern, wie Sie das erste Mal von der Stadtteilarbeit Bornstedt gehört haben? Dass es so was gibt und dass die Stadt Projekte fördert, die Leben ins Quartier bringen sollen? Wie ist das an sie rangekommen?
Eigentlich hab ich schon als ich hier hergekommen bin, danach gesucht. Und da habe ich es vermisst. Und dann gab es aber immer wieder Etwas. Das muss aber auch wachsen. Ich weiß nicht, wie man das an die Leute direkter herantragen sollte. Ich meine, wenn jemand hier so eine schöne Wohnung bekommt und sich hier wohl fühlt, dann muss er doch auch in der Lage sein, sich mit einzubringen und was dafür zu tun, dass es noch besser wird. Viele sind daran nicht interessiert, an solchen Dingen.

Das wird Bornstedt immer wieder nachgesagt, das es so eine „Schlafstadt“ sei.
Das liegt natürlich auch an den Menschen, aber deshalb ist es ja eine herausragende Arbeit von euch, dass zu ändern und die Leute mit ins Boot zu holen. Aber ich weiß, wie schwierig das ist. Ich kenne das ja noch aus anderen Bereichen wie Sport und Kultur.
Ich habe mich mehr in die Stadt orientiert und und kenne natürlich durch Nachbarn und meine Freunde, die Probleme, die es zum Beispiel im „Im Güldenen Arm“, einem wunderschönen kleinen Ausstellungshaus, gibt. So etwas, eine kleine Galerie, gibt es hier nicht. Ich habe mitgekriegt, dass diese für Geschäfte vorgesehenen Einrichtungen eher lange gebraucht haben, um Pächter zu finden.

Corona ist ein weiteres Stichwort in den Fragen, die wir am Ende eines Interviews haben. Wie haben sie hier in Bornstedt Corona erlebt? Wenn man von außen her kommt, dann erschien Bornstedt noch einmal ruhiger, als es ohnehin schon war …
Das stimmt, so haben wir es auch empfunden. Wir sind ja auch ältere Menschen, da haben wir uns bewusst zurück gehalten. Auch weil wir unsere jungen Leute, unsere Kinder nicht in Bredouille bringen wollten. Wir haben dann geholfen, wo wir helfen konnten. in der Betreuung von Enkelkindern. Und das ist auch das, was wir jetzt, was meine Frau und mich betrifft, wir helfen da, so weit wir können.
Also, ich würde ich mir schon wünschen, dass es hier gerade von den Menschen, die hier leben, mehr Interesse gibt und weil ich aus dem Sport komme: Wir könnten mal ein Projekt starten: „Stadtteil Olympiade“. Dann würde ich meine Olympioniken hier zusammen holen und dann würden wir kindgerechte Wettkämpfe organisieren … das müsstet ihr euch mal durch den Kopf gehen lassen, das wäre eine Sache, wo ich mich einbringen würde. Die anderen (Olympiateilnehmer:innen, Anm. d. Red.) würden sich auch mit einbringen. Kennen Sie Frank Gaudllitz.

Das ist auch ein Fotograf.
Das ist einer der besten deutschen Fotografen, die es gibt, und der hat jetzt gerade ein Projekt gemacht: Auf den Spuren Humboldts in Russland. Der hat schon viele solcher Projekte gemacht über Vertriebene und Partnerschaften und so weiter und sofort. Also der ist ein Wahnsinnsfotograf, er ist weltbekannt, hat schon viele Bücher herausgegeben. Den könntet ihr zum Beispiel mal in die Da-Vinci Schule einladen und dann könnte er über seine Bilder sprechen, in den größeren Klassen. In so ein Netzwerk würde ich mich gerne einbringen. Netzwerke sind heute das Wichtigste, was es gibt. Man muss wissen, wer was wo macht. Ich meine, das ist nur eine Idee für die Schule. Eine tolle Atmosphäre haben die und eine schöne Sporthalle haben die auch.

Es gäbe eine direkte Sache, die wir machen wollen, und die hat etwas mit Fotografie zu tun, nämlich einen Fotowettbewerb für Bornstedt. Dafür suchen wir noch Juroren. Und die Frage ist, ob Sie sich vorstellen könnten, in dieser Jury mitzuwirken?
Da würde ich schon mitmachen.

Über diese Zusage freuen wir uns sehr. Dann bis bald und vielen Dank für das spannende Interview.

Anmerkung der Redaktion: Peter Frenkel hat Wort gehalten und als Jurymitglied am Bornstedter Fotowettbewerb teilgenommen. Eine sportliche Herausforderung für einen Fotoprofi unter unerfahrerenen Bornstedter Nachbar:innen. Ein prima Ergebnis. Vielen Dank!

Fotos: Privatarchiv Peter Frenkel und Wikipedia