Eduard Engel (12. November 1851 in Stolp – 23. November 1938 in Bornim)
war ein deutscher Sprach- und Literaturwissenschaftler,
der als Kämpfer für „Sprach- und Stilveredelung“ bekannt wurde.
Eduard Engel studierte von 1870 bis 1873 Sanskrit sowie klassische und romanische Philologie an in Berlin. 1873 wechselte er nach Rostock und wurde dort 1874 promoviert.
Von 1871 bis 1919 war er amtlicher Stenograph im Deutschen Reichstag und von 1882 bis 1904 Leiter des Stenographenbüros im Reichstag.
Von 1879 bis 1884 war Engel Herausgeber des Magazins für die Literatur des Auslandes. Er gab Bücher zur französischen, englischen und nordamerikanischen Literatur heraus und setzte sich als Kritiker für Autoren wie Emile Zola und Theodor Fontane ein.
Seine Arbeit „Griechische Frühlingstage“ (Erstausgabe 1887) ist eins der besten Hellas-Reisebücher der Zeit. Engel setzt sich freundlich, humorvoll und konstruktiv-kritisch mit dem noch relativ neuen griechischen Nationalstaat und seinem Sozialleben auseinander. Ganz besonders kritisch geht er mit den Vorurteilen und Irrtümern um, die in nordeuropäischen Bildungskreisen über Griechenland herrschen.
1906 erschien die Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart und sie erlebte achtunddreißig Auflagen.
Engels berühmtestes Werk kam 1911 heraus, die Deutsche Stilkunst, in der er unter anderem über mehrere Kapitel hinweg gegen die „Fremdwörterei “ anschrieb.
„Ich liebe den prächtigen Erzähler Theodor Fontane und genoss die Ehre, Freund von ihm genannt zu werden. Lebte er, ich würd‘ ihm ins Gesicht sagen – und er war der Mann, es ruhig anzuhören – dass seine Fremdwörtelei über alles vernünftige Maß hinausgeht. Er fühlte sich nicht wie Chamisso als deutschgebildeten Franzosen, sondern war ein durchaus deutscher Mann; überdies waren seine Kenntnisse des Französischen von rührender Dürftigkeit. Das hat ihn leider nicht gehindert, bei jeder noch so unpassenden Gelegenheit französische Brocken und Fremdwörter aller Art einzustreuen, beinah so arg wie die ärgsten Germanisten.“
1944 kam unter gleichem Titel ein neues Buch von Ludwig Reiners heraus, das nach Ansicht des Schweizer Sprachwissenschaftlers Stefan Stirnemann ein Plagiat darstellt. Dieses Buch erlebte bis in die 1990er Jahre zahlreiche Neuauflagen.
Stirnemann schreibt, dass so ein „Betrug“ nur im Dritten Reich möglich war, weil „Juden“ keinen Rechtsschutz besaßen. Die Erben Engels konnten den Betrug nicht verhindern, weil sie verfolgt wurden und keine Rechte besaßen. 2016 erschien im Verlag „Die andere Bibliothek“ eine zweibändige Neuausgabe der 31. Auflage von 1931 mit einem Vorwort von Stefan Stirnemann.
Politisch war Engel konservativ eingestellt. Dem Ersten Weltkrieg begegnete er wie viele Deutsche mit Begeisterung. Die Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933 begrüßte Engel mit Einschränkungen. Doch nun wurde Engel seine Zugehörigkeit zum Judentum zum Verhängnis. Trotz seiner deutschnationalen Gesinnung erhielt er ein Publikationsverbot, seine Pension wurde gestrichen, seine erfolgreichen Werke wurden diffamiert und nicht mehr gedruckt. Er war auf die Unterstützung von Freunden angewiesen und starb, verarmt, 1938.
https://de.wikipedia.org/wiki/Eduard_Engel
https://theo48.wordpress.com/4-hellas-reisen-1800-1965/eduard-engel-ein-deutsches-dorf-in-attika/
https://www.karl-may-wiki.de/index.php/Eduard_Engel
https://www.xlibris.de/Aufsatz/Autor/Fontane/Gallizismen%20in%20Fontanes%20Roman%20Irrungen,%20Wirrungen%20(1888)
Bild: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Eduard_Engel.jpg
Petra Schaefer