Willkommen in der Kiepenheuerallee: Ein Einblick in das Leben der Präsidentin der Fachhochschule Potsdam
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Eva Schmitt-Rodermund ist in ihrem Element. Vor wenigen Tagen hat das Wintersemester an der Fachhochschule Potsdam (FHP) begonnen, 800 Neuanfänger*innen haben den Campus an der Kiepenheuerallee in Bornstedt in Besitz genommen. „Der Hörsaal war krachend voll, ich konnte die Neugier und die Spannung spüren, diese Schmetterlinge in Bauch“, erzählt sie strahlend. „Das hat mich an meinen eigenen Studienanfang erinnert.“
Heute hat Eva Schmitt-Rodermund Professor- und Doktortitel und ist Präsidentin der FHP. Die „Ersti“-Veranstaltungen erlebt die 61-Jährige nicht mehr auf einem Klappstuhl im Hörsaal zwischen anderen Studierenden, sondern als Sprecherin auf dem Podium. Doch ihre Begeisterung fürs Studieren ist so frisch wie am ersten Tag. Sie brennt für das Fachliche, für Wissenschaft, Forschung und Lehre. Aber auch für die Emotionen und die Chancen, die sich während eines Studiums ergeben und die „ihre“ Studierenden zu Persönlichkeiten reifen lassen. Das hat sie auch in ihrer Ansprache ausgedrückt.
„Ich habe die Erstis ermuntert, nach links und rechts zu schauen, Studierende aus anderen Fachbereichen kennenzulernen, Partys mitzunehmen.“ Kontakte aus dem Studium seien wundervoll, man begleite sich ein Leben lang, sagt Eva Schmitt-Rodermund. Zugleich ist das Vernetzen, das vertrauensvolle Zusammenarbeiten für sie ein Schlüssel zum Erfolg und gehört fest zum Konzept der FHP. Interdisziplinär und familiär will die Fachhochschule sein, mit einem großen Ziel, welches sich in ihrem Slogan wiederfindet: „Die Welt von morgen mitgestalten.“ Übrigens sind alle Bornstedter*innen eingeladen, daran teilzuhaben. Dazu später mehr.
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Über die Fachhochschule Potsdam
Die FHP ist eine staatliche Hochschule und wurde 1991 gegründet. Mit rund 3800 Studierenden und 440 Mitarbeitenden prägt sie das Leben auf und um den Campus an der Kiepenheuerallee 5 in Potsdam-Bornstedt. Die FHP bietet mehr als 30 Bachelor- und Masterstudiengänge. Der Fachbereich Sozial- und Bildungswissenschaften ist mit 1200 Studierenden der größte Fachbereich. Außerdem gibt es die Fachbereiche Bauingenieurwesen, Stadt/Bau/Kultur, Design und Informationswissenschaften. Alle Studiengänge zeichnen sich durch eine große Praxisnähe aus. Prof. Dr. Eva Schmitt-Rodermund ist seit Januar 2019 Präsidentin der FHP. Mehr Infos: www.fh-potsdam.de und auf Instagram, LinkedIn, TikTok, Facebook, Vimeo.

Ihre Tante inspirierte sie
Eine Konstante in Eva Schmitt-Rodermunds Leben ist ihr Wissensdurst. „Die kleine Eva war unheimlich neugierig“, erzählt die 1964 im nordrhein-westfälischen Herne geborene Präsidentin. Lehrerin wollte sie werden, so wie ihre Tante. „Sie konnte selbst für sich sorgen, tat, was sie wollte. Das hat mich beeindruckt“, sagt sie. Sie bezeichnet ihre Tante, die kürzlich mit 98 Jahren starb, als „tolles Rollenvorbild“. Auch sie möchte gerne ein Vorbild sein, gerade für junge Frauen. „Ich möchte zeigen, was man alles schaffen kann.“
Auf die Idee, Psychologie oder Medizin zu studieren, kam Eva Schmitt-Rodermund über ein Freiwilliges Soziales Jahr, welches sie 1983/84 in Krefeld in einer Klinik für alkohol- und tablettenabhängige Menschen absolvierte. Es wurde das Fach Psychologie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen, wo sie sich schnell für das wissenschaftliche Arbeiten begeisterte. „Als studentische Hilfskraft habe ich Befragungen gemacht und die Daten analysiert. Das hat mich gepackt.“ Mit glänzenden Augen erinnert sie sich auch an ihr Leben als Studentin und die legendären Motto-Partys ihrer WG, die jedes Mal darin endeten, dass die Polizei wegen Ruhestörung vor der Tür stand.
Eva Schmitt-Rodermund promovierte und habilitierte an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena, war zu Forschungsaufenthalten in den USA, heiratete und bekam einen Sohn. Immer mehr trat auch ihr Management-Talent hervor. Und so war sie bis 2018 in Jena als Dezernentin für Akademische und Studentische Angelegenheiten, Professorin für Psychologie sowie Stellvertreterin des Kanzlers tätig. Hier vervollkommnete sie eine besondere Fähigkeit: die Perspektive von Wissenschaft und Verwaltung zu verbinden.

„Aus Bornstedt will ich nicht mehr weg“
2018 erhielt sie den Ruf nach Potsdam und fing am 1. Januar 2019 als FHP-Präsidentin an. Ein Mentor hatte sie ermutigt, den nächsten Karriereschritt zu wagen – und ihr Mann. „Er war gerade in den Ruhestand getreten und sagte zu mir: Ich geh‘ mit dir, wohin du willst“, erzählt sie lächelnd. Allerdings, so verrät sie, hatte er dann doch eine Präferenz. Denn auch eine andere Hochschule hätte Eva Schmitt-Rodermund gern als Präsidentin gehabt. Aber Potsdam erhielt den Zuschlag.
Der kulturelle Reichtum der Landeshauptstadt trug dazu bei, die Nähe zu Berlin – aber auch der Zauber Bornstedts. „Wir haben uns Bornstedt bewusst als neuen Lebensmittelpunkt ausgesucht“, sagt die Präsidentin. „Ich liebe die kurzen Wege: zu Fuß in die Stadt, mit dem Fahrrad zum Campus.“ Ihr Hund profitiert bei den täglichen Spaziergängen von den vielen Parks. „Aus Bornstedt will ich nicht mehr weg“, sagt Eva Schmitt-Rodermund mit Begeisterung.
In den nächsten Jahren hat sie hier auch noch viel zu erledigen: In ihrer zweiten Amtszeit, die bis Dezember 2030 dauert, hat die Präsidentin das Projekt „Freiraum“ angestoßen. Es soll die Binnenorganisation der FHP verbessern: durch Reformen wie die Neustrukturierung von Fachbereichen. Das klingt nach Sparen und Kürzen. Doch Eva Schmitt-Rodermund hat einen anderen Schwerpunkt. „Wir wollen uns als Hochschule gut für die Zukunft aufstellen und Luft für neue Themen schaffen“, sagt sie. Daher möchte sie mehr aus eigenen Mitteln erreichen – vor allem, indem sie Menschen motiviert und Vorgänge vereinfacht.
Sie vergleicht ihren Job mit dem einer Fußballtrainerin. „Ich kann Menschen vielleicht nicht verändern, aber das Beste aus ihnen herausholen. Ich möchte sie in die richtige Position auf dem Feld bringen. Und manchmal müssen sich Spieler*innen auch mal auf die Bank setzen.“ Ihr Ziel: „Die Fachhochschule weiterbringen“.

Nahbar, positiv und gelassen
Fest steht: Eva Schmitt-Rodermund versteckt sich nicht hinter dem Schreibtisch, sondern macht den Mund auf – und mischt sich gern unter Menschen. Auf Einladung von Radio Potsdam hat sie sogar schon mal im Waschhaus als DJane aufgelegt. Aufregend sei das gewesen, aber auch eine tolle Sache, weil sie Musik liebe und sehr gern tanze. Auf dem Campus trifft man sie fast täglich in der Mensa, wo sie am liebsten die vegetarischen Bowls isst. Dort ist sie auch ansprechbar für die Belange der Studierenden. Was diese brauchen? „Wohnraum, Wohnraum, Wohnraum!“
Ihr üblicher Arbeitstag besteht aus zahlreichen Meetings zu den verschiedensten Themen. Manchmal auch aus dem Repräsentieren, so wie an diesem Abend. Da ist sie zum Nationalfeiertag Taiwans in die taiwanesische Botschaft nach Berlin eingeladen. Die FHP hat enge Kooperationen mit Taiwan, mit der National Taipei University of Technology wird im Fachbereich Design ein gemeinsamer Master-Studiengang angeboten. Diese guten Beziehungen sollen nun ausgeweitet werden.
Und dann gibt es noch eine Menge E-Mails: 13.000 bis 14.000 sind es pro Jahr. Abschalten kann sie trotzdem. Sie habe eine Grundgelassenheit, einen positiven Blick auf die Menschen, antwortet sie nach kurzem Nachdenken auf die Frage, wie ihr das angesichts ihrer großen Verantwortung gelingt. Sogar Zeit für ein Hobby schafft sie einzuräumen: Sie interessiert sich für Ahnenforschung, stöbert dafür in Kirchenbüchern, Archiven und Fachportalen und hat schon spannende Kontakte in die ganze Welt geknüpft.

Auf dem Campus ist die Nachbarschaft willkommen
Das Treffen mit Eva Schmitt-Rodermund ist wie im Flug vergangen, sie muss nach Berlin aufbrechen zum Botschaftsempfang. Gern lässt sie sich davor noch im Campusgarten fotografieren, einer grünen Oase, die von FHP-Angehörigen und der Bornstedter Nachbarschaft gemeinsam gepflegt wird. Auf dem Weg zum Fotoshooting trifft sie auf Prof. Wiebke Loeper, Dekanin des Fachbereichs Design. Auf dem Treppenabsatz lässt sich die Präsidentin kurz vom Semesterstart bei den angehenden Designer*innen berichten.
Gerade, so erfährt man, ist ein Fotoshooting im Gange: Alle 100 Design-„Erstis“ haben dafür Kostüme entworfen – aus ihren Umzugskartons, gestaltet in den Farben Schwarz und Weiß. Eine erste kreative Aufgabe, eine Chance zum Kennenlernen. Und eine Möglichkeit für alle, einen Blick auf die Arbeit an der FHP zu werfen. Denn die Fotos werden ausgestellt und sind öffentlich zugänglich, so wie viele Angebote auf dem Campus (siehe unten).
Die Präsidentin freut sich, wenn die Bornstedter*innen „ihre“ Fachhochschule besuchen und sich inspirieren lassen. Offen und lebendig soll der Campus sein – so wie sie selbst.
Campus für alle: Dabei sein an der FHP
Wissenschaft Viele Events und Ausstellungen sind öffentlich. So veranstaltet der Fachbereich Design jeden Sommer eine große Werkschau. Aktuelle Infos gibt es im Kalender der FHP: https://www.fh-potsdam.de/aktuelles-medien/termine Zudem können sich Interessierte an der FHP für eine Gasthörerschaft bewerben.
Gastronomie Auch kulinarisch ist der Campus eine attraktive Anlaufstelle: Jede*r darf die Mensa im Haupthaus besuchen, bezahlt wird mit einer aufladbaren Chipkarte (erhältlich am Automaten). Viele Speisen und Snacks gibt es zum Mitnehmen. Aktuelle Öffnungszeiten: Mo bis Fr 8-15 Uhr (freitags bis 14.30 Uhr), Speisekarte: https://stwwb.webspeiseplan.de/Menu#section-145, Preise für Gäste: zwischen 5,80 bis 8 Euro. Über einen Besuch freut sich auch das Café Coffee Nerds (Mo bis Do 8-17 Uhr, Fr 8-13 Uhr). Das Café ist auch als Eventlocation buchbar und bietet Catering an:
www.coffee-nerds.org/de
Treffpunkte Das selbstverwaltete studentische Kulturzentrum Casino im Haus 17 ist ein toller Treffpunkt. Es gibt Getränke zu kleinen Preisen, Musik und Kino. Öffnungszeiten und Aktuelles: https://casino-fhp.de/ Eine kleine Oase im Sommer ist der Campusgarten, der von FHP-Angehörigen gemeinsam mit der Nachbarschaft gepflegt wird. Es gibt dort neben vielen bunten Blumen und Sitzgelegenheiten auch Hochbeete mit Gemüse und Kräutern.
