Kathrin K. wohnt seit fünf Jahren im Stadtteil Bornstedt. Sie ist Mutter eines Teenagers, führt ein Unternehmen in der Digitalbranche und hat eine eigene sehr erfolgreiche Software entwickelt.

Seit wann sind Sie Bornstedterin?
Seit 2016 lebe ich hier im Stadtteil.

Wie gut sind Ihre Pendlerbedingungen? Sind die ÖPVN-Verbindungen gut getaktet?
Die Straßenbahn ist ein großer Pluspunkt in Potsdam. Eine sicheres Fahrradwege-Konzept in Potsdam wäre noch besser.

Wie würden Sie einem Fremden Bornstedt beschreiben?
Wenn man sich das neue Viertel an der Georg-Hermann-Allee/J-Keppler-Str. ansieht, dort steht ein Würfel neben dem anderen. Ein typisches Beispiel, dass Technikfreudigkeit, Effizienz und Funktionalität ohne jeglichen Anspruch nach Schönheit inzwischen auch den Trend in der Architektur bestimmen. Die Fassaden dieser Mehrfamilienhäuser sind genauso monoton wie die Reihen von Nullen und Einsen – wie in der Sprache in der Maschinen miteinander reden.<br>Was mich noch trauriger macht: der schöne Buga-Freizeit-Park wird zerlegt und für weitere Bebauung in Häppchen verkauft. Sehr schade er war der Hauptgrund warum ich hierher gezogen bin.

Welche Veranstaltungen/Events/Einrichtungen besuchen Sie gern/regelmäßig?
Angebote in Bornstedt/Nedlitz? Es gibt sporadische Veranstaltungen für Familien im Buga-Park. Echte Einrichtungen wie Theater schöne Treffpunkte und regelmäßige Veranstaltungen lokaler Anwohner müssen sich erst noch etablieren. Für die Kultur fahre ich weiterhin in andere Stadtteile in die fabrik oder das T-Werk oder nach Babelsberg P-West.<br>Im Buga-Park konnte man sich gut sportlich betätigen. Die Volleyball Plätze sind allerdings schon weggerissen und der Privatisierung gewichen.

Sind Sie ehrenamtlich tätig?
Ich bin u.a. im Verwaltungsrat meiner Wohngemeinschaft engagiert.

Was gefällt Ihnen nicht, was Sie gern verbessern würden?
In meinem Wohngebiet sehe ich viele triste Plattenbauten bspw. am Nedlitzer Park. Ich frage mich, ob es in Potsdam bereits Forschung zu vertikalen Gärten oder anderen umweltfreundlichen Architekturlösungen gibt.<br>Man stelle sich vor, wir verkleiden diese schmucklosen Plattenbauten mit hängenden grünen Gärten und regulieren damit die Temperaturen in den Wohnungen und verbessern gleichzeitig die Luftqualität im Stadtteil, Lösungen für Regenwassernutzung und Solar-Energiegewinnung auch gleich mitgedacht … die unattraktive Platte würde zum Trendsetter. Wäre das nicht eine schöne Idee für ein modernes Fördermittel-Projekt?

Kennen Sie Ihre Nachbarschaft? Würden Sie sie als „lebendig“ beschreiben? Haben Sie regelmäßig privaten Kontakt mit Ihren Nachbarn?
Ich kenne meine unmittelbare Nachbarschaft aus unserem Haus. Nachbarn anderer Häuser überhaupt nicht. In diesem Stadtteil wird das noch viele Jahre brauchen bevor es ein WIR-Gefühl oder gewachsene Netzwerke gibt.

Wie hat „Corona“ Ihr Lebensgefühl/Ihre Pläne verändert?
Ich sitze vorwiegend im Home-Office. Die Arbeit ohne echten Austausch mit Kollegen fällt mir schwer. Meine Tochter wird mit Hausarbeit ausgelastet. Sie lässt sich schwer motivieren das Haus zu verlassen. Mir wird klar, wie sehr wir nicht nur Arbeit oder schulische Aufgaben, sondern auch gesunde Rahmenbedingungen mit Pausenroutinen, Ritualen und Strukturen benötigen. Seit einem Jahr wird uns ein Robinson-Crusoe-Leben in der Wohnung anempfohlen. Das hinterlässt Spuren.

Was möchten Sie als Erstes tun, wenn „Corona“ vorbei ist?
Nach Corona? Wir werden unser geplantes Nachbarschaftsfest mit selbstgemachtem Essen, Musik und Tanz nachholen.

Sie sind in der Digitalbranche tätig, würden Sie sagen, Deutschland hat in „Coronazeiten bewiesen, dass es im Digitalzeitalter angekommen ist?
Soll das ein Witz sein? Ich kann nicht darüber lachen.

Haben Sie schon einmal vom Stadtteiladen Bornstedt gehört? In welchem Zusammenhang? Haben Sie schon Angebote des Stadtteilladens genutzt?
Ich habe vom Stadtteilladen bislang nur gehört. Meine Nachbarin nutzte die Räume monatlich für Kurse im Volkstanz. Ansonsten hatte ich noch nicht persönlich mit der Stadtteilarbeit zu tun.